Bei den zweiten „Political Art Days“, diesmal mit Fokus auf die Post-Sowjetunion, wurden Referenten aus Kunst, Kultur und Politik eingeladen, die über die Entwicklung der ehemaligen Sowjetunion sprachen und ein Einblicke in die aktuelle Situation boten.
Die Referierenden wählten in ihren Vorträgen unterschiedliche Schwerpunkte. Es wurde von persönlichen Erfahrungen berichtet und Einzelschicksale gezeigt, die Verständnis für die strukturelle Einschränkung der Menschen wecken sollten. Darüberhinaus wurde die Entwicklung der Kunst betrachtet und die Bearbeitung der historischen Ereignisse anhand ausgewählter Künstler*innen dargestellt. Zusätzlich gab es politische Beiträge die unter anderem koloniale Strukturen früher aber auch heute aufzeigten.

Der ehemaliger Botschafter und Experte im Bereich Kaukasus und Post-Sowjet-Raum, Hans-Jochen Schmidt thematisierte die Außenpolitik Russlands und die heutige Beziehung zu den ehemaligen Sowjetstaaten. Er beleuchtet die Rolle Russlands im Ukraine Krieg und beurteilt die Zusammenarbeit Russlands mit der Europäischen Union.

Mariana Smith, Künstlerin, in Russland aufgewachsen und nun in den USA lebend, thematisiert die Kolonialisierung der USA. Im Allgemeinen spricht sie mit ausgewählten Beispielen darüber, wie Kunst die Kolonialisierung des Landes festgehalten hat, welche Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien aufkamen und welche Parallelen es zur heutigen Situation gibt. Sie stellte verschiedene Projekte vor, die Kommunikation und Integration der verschiedenen Bevölkerungsgruppen der USA fördern. Darüber hinaus präsentiert sie Kunstwerke, welche die Thematik der Sowjetunion aufgreift. Vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion in die USA ausgewanderte Künstler stellen Kontraste und Gemeinsamkeiten der beiden Welten kritisch in ihrer Kunst dar.
Für alle, die sich die Inhalte ihrer Präsentation nochmals durchlesen wollen oder nicht dabei sein konnten und das Thema spannend finden, hier ihre Präsentation: Colonial narratives in US

Viktoria Valujeva, Künstlerin aus Lettland beschrieb die aktuelle Lage des heute unabhängigen Lettlands und zeigte anhand ausgewählter Beispiele Restriktionen der Kunst während der Sowjetzeit auf. Sie verdeutlicht mit ihren Beispielen eindrucksvoll, wie sich der individuelle Stil einzelner Künstler mit Auflösung der Sowjetunion stark veränderte. Es wurde deutlich wie stark die damaligen Bürger der Sowjetunion in ihrer Meinung und Freiheit eingeschränkt waren und welchen Aufschwung die Kunstszene heute erlebt. Sie präsentiert auch eigene Werke, welche die Thematik des „Gefangen sein“ in einer modernen Art aufgreift.

Vahagn Ghukasyan, armenischer Künstler und Leiter der ‚Gallery of Mariam and Eranuhi Aslamazyan’, stellt an ausgewählten Beispielen von Künstlern die Veränderung der Kunst nach einschneidenden historischen Ereignissen in Armenien dar. Zum einen wählte er das Erdbeben von 1988, bei dem unzählige Menschen ums Leben kamen und ganze Existenzen ausgelöscht wurden. Er zog Parallelen zum Genozid, der ähnliche Auswirkungen hatte aber auf einer anderen Ursache basierte. Mit den ausgewählten Beispielen machte er deutlich wie diese Ereignisse von den Künstlern in ihren Kunstwerken verarbeitet wurden und wie sich ihr Stil veränderter. Damit wird deutlich, wie stark Kunst sich an gesellschaftlichen Ereignissen orientiert und diese widerspiegelt und welche wichtige Rolle diese für die Nachwelt spielt.
Wer Interesse daran hat sich die Präsentation nochmals anzuschauen kann das hier: Teil I / Teil II
Ein weiterer Themenbereich waren persönliche Erfahrungen von Referenten, die selbst in Armenien waren und sich ein Bild von dem Land gemacht haben.

Eva Harut, in Dresden lebende Künstlerin und Schriftstellerin, mit armenischen Herkunft, stellte ihr Buch „Über 10.762 Kilometer oder La Vita della Favola“ vor, indem sie Einzelschicksale von Frauen beschreibt, die aus der ehemaligen Sowjetunion geflohen sind und sich eine neue Existenz in Dresden aufbauten. Der Fokus lag dabei auf den individuellen Lebensläufen der Frauen. In ihrem Buch beschreibt die Autorin die Situationen der Frauen in ihren Heimatländern und die Ursachen welche schließlich dazu führen, dass die Frauen den Schritt, ihre vertraute Heimat in eine ungewisse Zukunft zu wagen.

Die Leipziger Schriftstellerin Constanze John stellte ihr Buch „Vierzig Tage Armenien“ vor, indem sie über ihre persönlichen Erfahrungen bei Reisen nach Armenien schreibt. Ihr Präsentationsmedium war ein Mix aus Lesung, Reisebericht und Vortrag. Sie las verschiedene Abschnitte ihres Buches in denen sie hauptsächlich berührende Begegnungen mit den Menschen vor Ort beschrieb.

Stephanie Lüning, Künstlerin aus Dresden, gab einführend einen Überblick über die aktuelle Situation Armeniens und berichtete im Anschluss daran von ihren persönlichen Erfahrungen vor Ort. Sie sprach über ihre Arbeit an der Kunsthochschule und den Kontakt mit jungen Künstlern. Sie führte mehrere Interviews in denen sie herausfinden wollte, durch was die junge Generation von Künstlern zur heutigen Zeit dort inspiriert werden.